«Was ich mir im Guten da nicht erbitten kann,
Will ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand,
Ich will von ihm erzwingen so die Leute wie das Land.»
>59 «Leid ist mir deine Rede,» sprach König Siegmund,
«Denn würde diese Märe dort am Rheine kund,
Du dürftest nimmer reiten in König Gunthers Land.
Gunther und Gernot die sind mir lange bekannt.»
>60 «Mit Gewalt erwerben kann Niemand die Magd,»
Sprach der König Siegmund, «das ist mir wohl gesagt;
Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land,
Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt.»
>61 «So ist mir nicht zu Muthe,» fiel ihm Siegfried ein,
«Daß mir Recken sollten folgen an den Rhein
Einer Heerfahrt willen: das wäre mir wohl leid,
Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid.»
>62 «Ich will sie schon erwerben allein mit meiner Hand.
Ich will mit zwölf Gesellen in König Gunthers Land;
Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund.»
Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt.
>63 Da vernahm auch diese Märe seine Mutter Siegelind;
Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind:
Sie bangt’ es zu verlieren durch Die in Gunthers Heer.
Die edle Königstochter weinte darüber sehr.
>64 Siegfried der Degen gieng hin, wo er sie sah.
Wider seine Mutter gütlich sprach er da:
«Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein:
Wohl will ich ohne Sorgen vor allen Weiganden sein.»
>65 «Nun helft mir zu der Reise nach Burgundenland,
Daß mich und meine Recken ziere solch Gewand,
Wie so stolze Degen mit Ehren mögen tragen:
Dafür will ich immer den Dank von Herzen euch sagen.»