С широко закрытыми глазами / Traumnovelle. Уровень 2 - страница 4

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Fridolin stand auf, ging ein paarmal im Zimmer auf und ab. Dann sagte er: «Du hast recht.» Er stand am Fenster, das Antlitz im Dunkel. «Am Morgen», begann er mit verschleierter, etwas feindseliger Stimme. «Manchmal sehr früh noch, ehe du bist aufgestanden. Ich ging lang den Ufer entlang, über den Ort hinaus.

Und so früh war es war. Immer lag schon die Sonne hell und stark über dem Meer. Da draußen am Strand gab es kleine Landhäuser. Wie du weißt, die waren eine kleine Welt für sich. Manche waren mit umplankten Gärten. Manche waren auch nur von Wald umgeben. Und die Badehütten waren von den Häusern durch die Landstraße und einem Stück Strand getrennt. Kaum konnte ich in so früher Stunde Menschen begegnen. Und Badende konnte ich überhaupt niemals sehen. Eines Morgens aber sah ich ganz plötzlich einer weiblichen Gestalt. Sie war eben noch unsichtbar. Auf der schmalen Terrasse einer in den Sand gepfählten Badehütte[10], setzte die weibliche Gestalt einen Fuß vor den andern. Sie spreitete die Arme nach rückwärts an die Holzwand und bewegte sich vorsichtig weiter. Es war ein ganz junges, vielleicht fünfzehnjähriges Mädchen mit aufgelöstem blonden Haar. Es floß über die Schultern und auf der einen Seite über die zarte Brust herab.

Das Mädchen sah vor sich ins Wasser. Es ging langsam die Wand entlang mit gesenktem Auge weiter. Und plötzlich stand es mir gerade gegenüber. Mit den Armen griff sie weit hinter sich. Es wollte sich fester anklammern. Das Mädchen sah auf und erblickte mich plötzlich. Ein Zittern ging durch ihren Leib, als müßte sie sinken oder fliehen[11]. Doch konnte sie sich auf dem schmalen Brett nur ganz langsam weiterbewegen. So blieb sie da nun stehen. Zuerst mit einem erschrockenen, dann mit einem zornigen, endlich mit einem verlegenen Gesicht. Mit einem Mal aber lächelte sie, lächelte wunderbar. Es war ein Grüßen, ja ein Winken in ihren Augen und zugleich ein leiser Spott. Damit streifte sie ganz flüchtig zu ihren Füßen das Wasser, das mich von ihr trennte. Dann reckte sie den jungen schlanken Körper hoch, wie ihrer Schönheit froh[12]. Wie leicht zu merken war, war sie stolz und süß erregt durch den Glanz meines Blicks. So standen wir uns gegenüber. Vielleicht zehn Sekunden lang, mit halboffenen Lippen und flimmernden Augen. Unwillkürlich breitete ich meine Arme nach ihr aus. Hingebung und Freude waren in ihrem Blick. Mit einem Mal aber schüttelte sie heftig den Kopf, löste einen Arm von der Wand, deutete gebieterisch. Ich sollte mich entfernen. Und ich brachte es nicht gleich über mich zu gehorchen. Es kam ein solches Bitten, ein solches Flehen in ihre Kinderaugen.