Auf solche Weise beobachten wir verschiedenartige Variationen in der Auffassung und Darstellung der Grammatiktheorie. Diese Unterschiede sind durch mehrere Ursachen bedingt, die sowohl objektiver, als auch subjektiver Natur sein können. Die Auffassung ist von den theoretischen Ansichten der Autoren der Grammatikbücher und von den wissenschaftlichen Interessen abhängig [60].
1.3 Die Stellung der theoretischen Grammatik unter anderen linguistischen Disziplinen
Jede Sprache zeigt sich als ein System mit eigenem Bau. Alle Konstituenten dieses Systems befinden sich in den Verhältnissen der gegenseitigen Mitwirkung. Jeder der Bestandteile des Sprachbaus hat eigene Einheiten, die mit den Einheiten der anderen Bestandteile auf engste verbunden sind.
Jeder Bestandteil (Ebene) des Sprachsystems besitzt außer eigenen Einheiten Regeln ihrer gegenseitigen Verknüpfung und ihres Funktionierens. Jede Sprachebene mit ihrem Instrumentarium wird zum Objekt der Untersuchung, z.B. Grammatik, Phonetik, Lexik.
Die Verbindung der Grammatik mit dem Lautsystem und den prosodischen Mitteln (Intonation und Akzent) ist verschiedenartig. So z.B. bestehen alle grammatischen Morpheme aus Phonemen oder Phonemfolgen, die durch Laute bzw. Lautfolgen ausgedrückt werden. Die Betonung spielt beispielsweise in der Formbildung eine gewisse Rolle (z.B. das betonte Präfix wird vom Verbalstamm abgegrenzt). Am wesentlichsten aber ist, dass die prosodischen Mittel als bestimmende Elemente des Satzes fungieren, indem sie diesem eine bestimmte Klanggestalt verleihen. Die Intonation kann ein einzelnes Wort zum Satz machen (z.B.: Halt! Weg!) [60].
1.4 Gegenstand der Grammatik
Grammatik wird wie ein Bestandteil des sprachlichen Systems und wie Wissenschaft von diesem Bestandteil verstanden. Beide Bedeutungen sind auseinanderzuhalten, obwohl sie inhaltlich verbunden sind.
Die Wissenschaft Grammatik beschreibt den Gegenstand Grammatik. Grammatik in beiden Bedeutungen ist eine Abstraktion: Sie existiert in der Wirklichkeit nicht eigenständig, sondern offenbart sich in konkreten Wörtern mit einem bestimmten Lautkörper. Um eine grammatische Regel aufzustellen, strebt man Verallgemeinerungen an. Die können verschiedenen Grades sein.
Die Grammatik hängt mit anderen Bestandteilen der Sprache eng zusammen, das sind Lexik und Phonetik sowie Stilistik, z.B. der innere lexikalische Einfluss (die Einwirkung „von innen“). .