Nach eigener Anschauung von Roderich vonErckert. Mit Textabbildungen und Lichtdrucken, kurzen tabellarischen Resultaten linguistischer und anthropologischer Forschung und einer enthnographischen Karte des Kaukasus. Leipzig. 1887.
Wenn die bisher geschilderten Völkerschaften dem Norden und Nordwesten des kaukasischen Gebiets angehören, so sind die Tschetschenzen, Lesghier und Kumyken (Tataren) die Bewohner des Ostens und Nordostens des Gebirges und der unmittelbar daranstossenden Ebene.
Die Tschetschenzen bewohnen in der Zahl von etwa 180,000 Köpfen den Nordabhang des Gebirgszuges, der sich in ostnordöstlicher Richtung vom Hauptkamm abzweigt und die scharf gezogene natürliche und nationale Grenze zwischen dem Daghestan und der Tschetschna, den Lesghiern und Tschetschenzen bildet, – und die davor liegende Ebene bis zum Terek; aber nicht in geschlossener Gruppe, sondern in der Mitte durch ein von kolonisirten Russen gebildetes Dreieck gesprengt, so dass die Nordwestgrenze des Hauptgebiets der Tschetschenzen, von der Fortanga und Ssunsha (einem rechten Neben- und Parallel-Fluss des Terek) gebildet wird und die Nordgrenze der nördlichen Abtheilung der Tschetschenzen der Terek bildet, zwischen dem und der Ssunsha eine parallele Erhebung den von ihnen bewohnten Streifen südlich begrenzt.
Die vom Gebirgskamm parallel nach Norden herabströmenden rechten Nebenflüsse der Ssunsha durchschneiden das Gebiet durch tiefe und enge Thäler, oder vielmehr Schluchten in sehr bemerkenswerther Weise. Von den ausserordentlich mächtigen und dichten Wäldern ist jetzt meist die Spur nur in einzelnen Waldparzellen erhalten, welche die Ackerflächen durchbrechen und in einzelnen hübschen Baumgruppen häufig bedecken, während es noch grosse Stellen giebt, wo die vor Jahrzerfressen auf derselben Stelle liegen, wo sie gestanden hatten. Der so beschwerliche Waldkrieg der Russen gegen die Tschetschenzen, der in Ueberfällen aus Hinterhalten ihrerseits geführt wurde, bahnte endgültig dem siegreich durchgeführten System den Weg, breite Durchhaue zu machen und an deren Enden kleine Befestigungen anzulegen, um vorgeschobene Operationsbasen zu gewinnen und den Feind immer mehr einzuengen, der in der Tschetschna seine Hauptkämpfer und Kampfmittel fand, so dass mit dem Falle Wedeńs Schamyĺs Macht und Herrschaft zu Ende war, da er alles Ansehen verlor und nur noch als Flüchtling mach dem Daghestan elite, um sich bald darauf den Russen zu ergeben.