Der Name Tschetschenzen, den sie selbst sich nicht geben, stammt von einer grossen Ortschaft ihres Gebiets, Tschetschen, die seit dem Feldzuge Peters des Grossen nach Persien bekannt ist und am untern Argun liegt; sie selbst nennen sich Nach-tschoi, wo «Nach» Volk bedeutet, aber auch Bär; im benachbarten Awarischen (Lesghischen) würde es Buttermensch bezeichnen, was wohl nur zufällig ist, da der Name Nach-tschoi bei ihnen selbst gebräuchlich ist. – Die verschiedenen früher bei den Russen üblichen Namen waren lokale und über und übertragene Bezeichnungen, die dann verschwanden, als das ganze Volk unterworfen und bekannt wurde. Die Russen unterscheiden gegenwärtig die Galgaier und Inguschen, aber die Tschetschenzen nennen sie beide mit dem gemeinsamen Namen Galgaier. Andere Stämme sind die Nasranower, Galaschewer, Karabulaken (die früher in der Schlucht Datyrchsk wohnten und grösstentheils nach der Türkei zogen; die Zurückgeblieben zogen dann nach Ssaraptscha in der kleinen Tschetschnia am Flusse Pseduch und Tschetschen); aber alle heissen mit dem Gesammtnamen Nach-tschoi. Die, welche am Zusammenflusse des Mitchik Gums (Zuflüsse, von rechts der Bjelaja, die in die Ssunsha mündet), also schon ganz in der Ebene wohnen, wo viele tatarische Namen vorherrschen, nennen sich Mitschikóer, woraus ein verstümmelter Gesammtname Misdchégi entstanden war. Die Itschkérier werden von den Darginern (Lesghiern) Mitschi-chidsch, d. h. Bewohner von Gegenden, wo viel Hirse wächst, genannt. Die Kumyken nennen die Tschetschenzen ebenfalls Mitschi-gysch; die Andier nennen die Tschetschenzen der nördlichen Ebene sind die spätesten und unfreiwilligsten Uebersiedler.
Einige Ueberlieferungen der Itschkerier mögen hier ihren Platz finden, da sie ein Streiflicht nicht allein auf die Abstammung, Verbreitung und Zusammensetzung des Volks der Tschetschenzen, sondern auch auf die Art der Besiedlung des östlichen Kaukasus überhaupt werfen, mit anderen Ueberlieferungen übereinstimmen oder ihnen nicht widersprechen und menschlich und geschichtlich verständlich sind.
Tschingis-Chan, der Herrscher und Heerführer der die ganze Mitte Asiens besiegenden Mongolen, gelangte, vornehmlich an der Spitze der Nogaier-Stämme, bei seinem Vorrücken aus Westasien nach Kaukasus zuerst nach dem Daghestan, der bis vor wenigen Jahrhunderten noch, nicht sowohl den eigentlichen heutigen gebirgigen Daghestan, Lesghistan genannt, sondern den benachbarten Küstenstrich am kaspischen Meer umfasste. Von hier drang Tschingis-Chan wohl auf naturgemässem Wege nach der angrenzenden kumykischen Ebene nördlich davon vor, dann nach Itschkerien (Bergland am Akssai-Flusse, der sich nordöstlich in der Steppe verliert), dem Gebiet des westlich benachbarten Argun und der eigentlichen mehr nördlichen Tschetschna ein (Namen, die erst in viel späterer Zeit entstanden sind). Weiter vordringend befestigte er seine Macht hier durch die Anlage von Thürmen, die meistentheils am Aus- oder Eingange von den hier allgemein und politischen Zweck hatten.