Die Magd hat geschrien: »Frau Geheimrat, Mieze kommt schon«. Und dann habe ich die Stimme von ihr gehört. Sie sagte: »Wo ist nur mein Kätzchen? Da bist du ja! Aber was hat das Tierchen am Schweif?« Dann hat es furchtbar gezischt. Sie haben geschrien. Die Tassen sind auf den Boden gefallen. Der Geheimrat hat gesagt: »Das war der Lausbub«.
Ich habe mich im Zimmer von meiner Schwester versteckt. Meine Mutter und Anna haben auch Kaffee getrunken. Meine liebe Mutter sagte gerade: »Siehst du, Ännchen, Ludwig ist nicht so schlimm. Gestern hat er den ganzen Tag gelernt«.
Jetzt sind auf einmal von unserem Garten der Geheimrat und die Frau Geheimrat gewesen. Meine Mutter sagte: »Ich glaube, die Geheimrats machen uns Besuch«.
Ich hörte, dass sie gesagt hat: »Nein, das ist lieb von Ihnen«. Aber der Geheimrat hat gesagt, dass seine Katze wahnsinnig ist. Die drei Tassen sind auch kaputt. Und es hat niemand anderer wie ich getan[2].
Meine Mutter hat geweint. Der Geheimrat hat gesagt, dass meine Mutter die Tassen bezahlt. Eine kostet zwei Mark, weil es so gutes Porzellan war.
Ich war furchtbar zornig, dass die Hände meiner alten Mutter ganz zittrig waren, wie sie das Geld aufgezählt hat[3]. Die Frau Geheimrat hat es eingesteckt. Sie hat gesagt, dass die arme Katze wahnsinnig geworden ist. Das war das Schrecklichste. Dann sind sie gegangen. Er hat noch gesagt: »Der Himmel prüft Sie hart mit Ihrem Kind«.
Ich habe noch länger in den Garten hinuntergeschaut. Da waren meine Mutter und meine Schwester am Tisch. Sie haben sich mit ihren Sacktüchern die Tränen abgewischt. Ich bin ganz traurig geworden.
Ich habe gedacht, dass es gemein von dem Geheimrat war. Er hat das Geld genommen. Ich möchte die Katze kaputt machen. Wenn sie dann ruft: »Wo ist denn nur unser Miezchen«, dann schmeiße ich den Schwanz über den Zaun. Aber ich muss noch denken, wie ich es mache. Dann kann es niemand merken.
Dann bin ich nach Hause zum Essen gegangen. Anna ist schon an der Tür gestanden. Sie hat gesagt, dass ich allein in meinem Zimmer essen muss. Ich muss morgen in die Schule gehen. Der Herr Lehrer Wagner hat es angenommen.
Ich wollte schimpfen. Es ist eine Schande, dass ein Lateinschüler mit den dummen Schulkindern zusammen sitzt. Aber ich habe gedacht, dass meine Mutter so geweint hat.