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Ich bin am andern Tag in die Schule gegangen. Es war bloß ein Zimmer. Da waren alle Klassen. Der Lehrer hat mich in die erste Bank gesetzt. Dann hat er gesagt, dass sich die Kinder Mühe geben sollen.
Heute sitzt unten ihnen ein großer Gelehrter. Er kann Lateinisch sprechen. Das hat mich geärgert, weil die Kinder gelacht haben.
Ein Kind hat ein Lesestück vorlesen müssen. Es hat «Der Abend» geheißen. Es beginnt so: »Die Sonne geht zur Ruhe. Und am Himmel kommt der Abendstern. Die Vöglein verstummen mit ihren lieblichen Gesänge. Nur die Grillen zirpen im Felde. Da geht der fleißige Bauersmann heim. Sein Hund bellt freudig. Und die Kinder springen ihm entgegen«. So ist es weiter gegangen. Es war furchtbar dumm.
Der Lehrer sagte, die Kinder von der siebenten Klasse müssen es nun aus dem Kopfe[5]schreiben. Er lädt den Herrn Lateinschüler auch ein.
Er hat mir eine Tafel und eine Kreide gegeben. Dann sagte er, dass er eine halbe Stunde in die Kirche gehen muss. Furtner Marie hat die Aufsicht. Sie war auch von der siebten Klasse und die Tochter von einem Bauern. Da bin ich noch zorniger geworden.
Ich habe meinen Nachbarn gefragt: »Willst du heute nachmittags zum Fischen gehen?«
Da hat Furtner Marie gerufen: »Ruhig! Noch ein Wort und ich schreibe deinen Namen an die Tafel«.
Ich habe gesagt: »Entschuldigen Sie, Fräulein Lehrerin. Ich will es nicht mehr tun«.
Dann habe ich einen Schlüssel aus der Tasche. Ich habe ihn beim Pfeifen probiert.
Dann schrieb Furtner Marie an der Tafel: »Thoma hat gepfiffen«.
Ich habe gesagt: »Entschuldigen Sie, Fräulein Lehrerin. Was soll ich denn machen, dass Sie meinen Namen an die Tafel nicht schreiben?«
Sie sagte, dass ich den Aufsatz «Der Abend» schreiben muss.
Dann habe ich wieder gesagt: »Entschuldigen Sie, Fräulein Lehrerin. Darf ich es nicht vorlesen? Dann könnten Sie mir sagen, ob es recht ist«.
Sie war stolz, dass sie einem Lateinschüler etwas sagen muss. Sie hat gesagt: »Ja, du darfst es vorlesen«.
Da habe ich recht laut gelesen: »Die Sonne geht zur Ruhe. Der Abendstern ist auf dem Himmel. Vor dem Wirtshause ist es still. Auf einmal macht man die Tür auf. Der Kellner wirft einen Bauersmann hinaus. Er ist betrunken. Es ist der Vater von Furtner Marie«.
Da haben alle Kinder gelacht. Furtner hat zu heulen angefangen. Sie hat geschrieben: »Thoma war ungezogen«. Das hat sie dreimal unterstrichen.