Und Quintilianus, der grosse scharffe Meister uber Bücher zu vrteilen, helts auch dafür, das nicht Esopus, sondern der allergelertesten einer in griechischer Sprach, als Hesiodus, oder desgleichen, dieses Buchs Meister sey, Denn es dünckt jn, wie auch billich, unmüglich sein, das solcher Tolpel, wie man Esopum malet, und beschreibet, solte solch Wig und Kunst vermügen, die in diesem Buch und Fabeln funden wird, und bleibt also dis Buch eines vnbekandten und vnbenanten Meisters. Und zwar, es lobet und preiset sich selbs höher, denn es keines Meisters name preisen köndte.
Doch mögen die, so den Esopum zum Meister ertichtet haben, und sein leben dermassen gestellet, vieleicht Ursach gnug gehabt haben, nemlich, das sie als die weisen Leute, solch Buch, umd gemeines Nuzes willen, gerne hetten jederman gemein gemacht (Denn wir sehen, das die jungen Kindern, und jungen Leute, mit Fabeln und Merlin leichtlich bewegt) und also mit lust und liebe zur Kunst und Weisheit gefürt würden, welche lust und liebe deste grösser wird, wenn ein Esopus, oder dergleichen Larua oder Fastnachtpuß fürgestellet wird, der solche Kunst ausrede oder fürbringe, das sie deste mehr drauffmercken, und gleich mit lachen annemen und behalten. Nicht allein aber die Kinder, sondern auch die grossen Fürsten und Herrn, kan man nicht bas betriegen, zur Warheit, und zu jrem nuz, denn das man jnen lasse die Narren die Warheit sagen, dieselbigen können sie leiden und hören, sonst wöllen oder können sie, von keinem Weisen die Warheit leiden, Ja alle Welt hasset die Warheit, wenn sie einen trifft.
Darumb haben solche weise hohe Leute die Fabeln erticht, und lassen ein Thier mit dem andern reden, Alz solten sie sagen, Wolan, es wil niemand die Warheit hören noch leiden, und man kan doch der Warheit nicht emberen, So wollen wir sie schmücken, und unter einer lustigen Lügenfarbe und lieblichen Fabeln kleiden, Und weil man sie nicht wil hören, durch Menschen mund, das man sie doch höre, durch Thierer und Bestien mund. So geschichts denn, wenn man die Fabeln lieset, das ein Thier dem andern, ein Wolff dem andern, die Warheit sagt, Ja zuweilen, der gemalete Wolff oder Beer, oder Lewe im Buch, dem rechten zweifüssigen Wolff und Lewe einen guten Text heimlich lieset, den im sonst kein Prediger, Freund noch Feind lesen dürffte. Also auch ein gemalter Fuchs im Buch, so man die Fabeln lieset, sol wol einen Fuchs uber Tisch also ansprechen, das jm der Schweis möchte ausbrechen, und solte wol den Esopum gern wöllen erstechen oder verbrennen. Wie denn der Tichter des Esopi anzeigt, das auch Esopus, umb der Warheit willen ertödtet sey und in nicht geholffen hat, das er in Fabeln weise, als ein Narr, dazu ein ertichter Esopus, solche Warheit die Thier hat reden lassen, Denn die Warheit ist das unleidlichste ding auff Erden.