Das Wichtigste besteht in folgendem: Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt und stehen plötzlich vor der Notwendigkeit, sofort Entscheidungen zu treffen, die für sie lebenswichtig sind. Die Unausweichlichkeit dieser Entscheidung macht ihnen Angst, ihre Nerven stehen vor einer Zerreißprobe. Sie tasten sich mit unbedeutenden Worten an die Einstellung des Gegenübers heran, sie tun so, als ob zwischen ihnen nichts von Bedeutung vor sich geht, nichts, weswegen man sein Leben um 180° verändern müsste. Noch trauen sie ihrem eigenen Gefühl nicht und erst recht nicht dem Gefühl des anderen. Jeder wartet, dass der andere den entscheidenden Schritt tut, sie fordern sich gegenseitig zu einer solchen Entscheidung heraus und schrecken selbst vor ihr zurück. Doch der entscheidende Augenblick kommt unausweichlich näher....
Sind wir zu einer solchen Tat fähig oder würden wir den anderen und uns selbst verraten? Wer hat noch nie eine solche Wahl treffen müssen?
Das Stück beginnt wie eine leichtlebige Komödie. Aber nach einigen scheinbar bedeutungslosen Wortwechseln befinden sich die Helden plötzlich in einer ausweglosen, fast tragischen Situation. Der Dramatische Knoten verquickt sich unbemerkt für den Zuschauer und für die Helden selbst. Die Simplizität und Wortkargheit machen die Aufgabe der Schauspieler nicht leichter, sondern erschweren sie unermesslich. Die geringe Anzahl der Worte soll den Schauspielern „Luft“ verschaffen, denn sprechen ist einfacher als spielen. Doch die Bedingungen dieses Spiels werden ausschließlich durch den Dialog vorgegeben.
Ein Beispiel: Die Heldin sagt die Worte: „Soll ich es mal anziehen?“ (Es handelt sich um das Brautkleid.). In diesen einfachen Worten stecken die Freude der jungen Frau, in dem wunderschönen Brautkleid zu erscheinen und der Wunsch, sich darin dem Geliebten zu zeigen, aber auch der Versuch, ihn zu einer Erklärung zu veranlassen, die Schuld, dass das Kleid für die Hochzeit mit einem anderen bestimmt ist, der Schmerz, dass es für die Hochzeit mit einem Ungeliebten angezogen werden muss sowie der Versuch, alles so darzustellen, als ob diese Anprobe für sie beide nicht von Bedeutung sei…
“Hoffnung auf Übermorgen“ wurde brillant von Larissa Malevannaja am BDT inszeniert. Gute Aufführungen gab es am Malyi Theater – am Europatheater in Petersburg, sowie in Tscherepovez, Simferopol, Jerewan und dem Theater der Baltischen Flotte in Petersburg.