– Wenn du gehst, bringe ich dich um! – zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.
– Okay, ich… ich bleibe, – presste er hervor und versuchte sich zu erinnern, wie Menschen in Extremsituationen atmen, denn seine eigenen Augen verschwammen bereits.
Zwanzig Minuten vergingen, gefüllt mit Lenas Stöhnen und gelegentlichen Kommentaren des medizinischen Personals, die Gleb wie ein gewöhnliches, alltägliches Ereignis vorkamen.
– Atme, atme, Liebste! Und steh nicht hier wie ein Pfahl, bleib da und hilf! – sagte die Hebamme, die an eine militärische Ausbilderin erinnerte.
Lena atmete schwer, ihr Gesicht war blass, aber Gleb bemerkte, dass sie ihn mit einem seltsamen Licht in ihren Augen durch den Schmerz hindurch ansah. Und in diesem Moment verstand er endlich, dass er einfach nicht mehr gehen konnte.
Der Prozess lief weiter. Die Hebamme warf immer wieder einen Blick auf die Uhr, während sie ruhig und methodisch die Gebärende anleitete. Die Krankenschwestern reichten ab und zu seltsame Geräte, die Gleb wie etwas aus der Raumfahrt vorkamen.
– Noch ein wenig, noch ein kleines Stück! – kommandierte die Hebamme, als ob sie alle zusammen eine Prüfung ablegten.
– Noch einmal, Lena! – fügte die Krankenschwester hinzu, während sie ihre Schulter drückte.
Lena spannte sich erneut an, stieß einen langen, durchdringenden Schrei aus, der Gleb veranlasste zu vergessen, wo er war. Es schien ihm, als fände er mit jedem Augenblick, den er mit Lena zusammen durchlebte, einen höheren Sinn in diesem Wahnsinn, als plötzlich die Hebamme laut rief:
– Der Kopf! Fast geschafft, los, los! Und, junger Mann, jetzt wäre es wirklich hilfreich, wenn du sie unterstützt.
Gleb tat nichts anderes, als Lenas Hand zu halten, während er verzweifelt versuchte, nicht auf das zu schauen, was sich vor seinen Augen abspielte. Doch sein Blick wurde unweigerlich von der Szene angezogen: Plötzlich erschien im Licht der Lampen ein winziges Köpfchen.
– Na, hallo, kleines Mädchen! – sagte die Hebamme laut, als sie das Baby endlich ins Licht holte.
Gleb stand wie verzaubert da. Es war… unglaublich. Das kleine Bündel, das laut in den Kreißsaal schrie, sah genauso erschrocken aus wie er selbst. Aber in einem Moment, als er in die winzigen blauen Augen blickte, die genauso wie seine waren, überkam ihn eine Welle unerklärlicher, fast heilig-mystischer Ehrfurcht.