In den ersten Tagen bemerkten sie groβe Unruhe und Trauer in den Straβen. Аber ungefähr am vierten Tag nach ihrer Verzauberung saβen sie auf dem Palast des Kalifen, da sahen sie unten in der Straβe einen prächtigen Aufzug. Trommeln und Pfeifen ertönten, ein Mann in einem goldbestickten Scharlachmantel saβ auf einem geschmückten Pferd, umgeben von glänzenden Dienern.
Halb Bagdad sprang ihm nach, und alle schrien: «Heil Mizra, dem Herrscher von Bagdad!».
Da sahen die beiden Störche auf dem Dache des Palastes einander an, und der Kalif Chasid sprach:
«Ahnst du jetzt, warum ich verzaubert bin, Groβwesir? Dieser Mizra ist der Sohn meines Todfeindes, des mächtigen Zauberers Kaschnur, der mir in einer bösen Stunde Rache schwur. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf! Komm mit mir, du treuer Gefährte meines Elends, wir wollen zum Grabe des Propheten Mohamed wandern, vielleicht, daβ an heiliger Stätte der Zauber gelöst wird».
Sie erhoben sich vom Dach des Palastes und flogen der Gegend von Medina zu.
Mit dem Fliegen wollte es aber nicht gar gut gehen, denn die beiden Störche hatten noch wenig Übung.
«Oh Herr», ächzte nach ein paar Stunden der Groβwesir, «ich halte es, mit Eurer Erlaubnis, nicht mehr lange aus, Ihr fliegt gar zu schnell! Auch ist es schon Abend, und wir täten wohl, ein Unterkommen für die Nacht zu suchen».
Chasid gab der Bitte seines Dieners Gehör; und da er unten im Tale eine Ruine erblickte, die ein Obdach zu gewähren schien, so flogen sie dahin. Der Ort, wo sie sich für diese Nacht niedergelassen hatten, schien ehemals ein Schloβ gewesen zu sein. Schöne Säulen ragten unter den Trümmern hervor, mehrere Gemächer, die noch ziemlich erhalten waren, zeugten von der ehemaligen Pracht des Hauses. Chasid und sein Begleiter gingen durch die Gänge umher, um sich ein trockenes Plätzchen zu suchen.
Plötzlich blieb der Storch Mansor stehen. «Herr und Gebieter», flüsterte er leise, «wenn es nur nicht töricht für einen Groβwesir, noch mehr aber für einen Storch wäre, sich vor Gespenstern zu fürchten! Mir ist ganz unheimlich zumute, denn hier neben hat es ganz vernehmlich geseufzt und gestöhnt».
Der Kalif blieb nun auch stehen und hörte ganz deutlich ein leises Weinen, das eher einem Menschen als einem Tiere anzugehören schien.